Prien (hö) – Fronleichnam, dessen Wort aus den althochdeutschen Namen Fron (=Herr) und Lichnam (=Leib) zusammengesetzt ist, gilt als besonders hohes und schönes Fest im christlichen Jahreslauf. Das Fest des Leibes und Blutes Christi ist seit dem Mittelalter ein Kernthema für das gläubige Volk in Bayern. Wie im ganzen Land, so war auch heuer in Prien das Fronleichnamsfest ein prachtvoll ausgeprägter Feiertag. Während nach alten Kupferstichen früher die gesamte Bevölkerung an dem Fest aktiv teilnahm und deshalb bei den alten Überlieferungen keine Zuschauer zu sehen waren, so ist inzwischen die Fronleichnamsfeier sowohl von eigener Teilnahme und als auch von interessierter Außenbetrachtung gekennzeichnet. Als dafür besonders geeignete Örtlichkeit in Prien gilt der Marktplatz, um dessen dort errichteten Altar sich der kirchliche Dienst, der Kirchenchor unter der Leitung von Kirchenmusiker Rainer Schütz, die Ehrengäste mit den drei Bürgermeistern Jürgen Seifert, Hans-Jürgen Schuster und Alfred Schelhas an der Spitze, die Vertreter der kirchlichen Gremien, die in Prien tätigen Ordensschwestern, die heurigen Kommunionkinder, die Priener Blaskapelle sowie die Fahnenabordnungen der Priener Orts- und Kirchenvereine versammelten. Den farbenfrohen Festcharakter stärkten noch die Trachten der Gebirgsschützen, der Königlich Privilegierten Feuerschützengesellschaft, der weiteren Ortsvereine sowie der Trachtenvereine von Prien, Greimharting und Atzing. Deren Mitglieder sowie aktive Dirndl und Buam trugen die Kirchenfahnen, Prangerstangen, Leuchten und Heiligenfiguren, unter anderem die Immaculata-, Bruderschafts- und Salvatorfigur. Ehe sich die große Schar der Gläubigen mit dem Allerheiligsten unter dem sogenannten Himmel auf den Weg zu den Gebets- und Gesangs-Stationen vor dem Rathaus und am Gries machten, erinnerte Pater Joshy in seiner Predigt an Mahatma Gandhi, der sein Heimatland Indien gewaltfrei in die Unabhängigkeit geführt hat und der einst gesagt hatte, dass Gott das Brot für das Leben und für die hungernden Menschen ist. Angesichts der aktuellen Herausforderungen mit vielen Kriegs- und Terrorschauplätzen in der Welt sagte Pater Joshy weiter: „Hunger und Sehnsucht haben auch bei uns viele Gesichter, so sehnen sich Flüchtlinge nach Sicherheit, Kranke nach Gesundheit, Einsame nach Kontakten und Junge nach Orientierung“. „Gehen wir deshalb“, so der Geistliche weiter, „nicht als Schauende, sondern als Glaubende mit dem Brot des Lebens durch die Straßen, stillen wir mit dem Brot unseren Lebenshunger und sind wir bereit, zu teilen“. Nach der Bitte, Gott zu den Menschen zu tragen, setzte sich der lange Prozessionszug über die See-, Hochries- und Wendelsteinstraße in Richtung Rathaus. Von dort ging es weiter zum Ortsteil Gries. Auf all den Wegen zeigten Fahnen, Blumenschmuck und rote Tücher in den Fenstern, dass sich die Hausbesitzer und Anwohner am festlichen Charakter des Festes Fronleichnam gerne beteiligt haben. Nach dem Abschluss am Marktplatz wurde noch allen Beteiligten von der Musik bis zum Aufbau der Altäre gedankt.
Foto: Hötzelsperger – Eindrücke vom Fronleichnamsfest in Prien a. Chiemsee
Nähere Informationen: Katholisches Pfarramt, Telefon 08051-1010